Russland hat die Ukraine überfallen und mit Krieg überzogen. Hunderttausende sind auf der Flucht, vor allem Frauen und Kinder. Sie kommen auch nach Deutschland und auch nach Offenbach. Wir sind entsetzt und bestürzt, und obwohl es im Nachhinein deutlich wird, dass Putin sich nicht um internationale Abkommen schert, wollten wir es nicht wahrhaben und sind kalt erwischt worden, ich zumindest, obwohl ich mich in meinem Berufsleben viel mit Rüstungskontrolle beschäftigt habe. Ich habe immer geglaubt, dass das Ende des Kalten Krieges stabil wäre und zivilisierte internationale Beziehungen gepflegt würden, die sich an Abkommen, Normen und das Völkerrecht halten. Diese Tagesschau vom 05. Dezember 1994 hat damals in Deutschland große Freude ausgelöst:

Dezember 1994: Russland verspricht, die Ukraine nicht anzugreifen (Bild: ARD-Mediathek)

Ich war naiv und wollte die späteren Anzeichen nicht sehen, wie viele von uns. Dabei gab es sie deutlich.

Auch unsere Stadt bereitet sich vor, Flüchtende aufzunehmen. Informationen gibt es u. a. hier:

Der Zusammenhalt in Offenbach ist uns wichtig und unser Mitgefühl gilt den Leuten aus der Ukraine.

Dieser Angriff ist ein Bruch des Völkerrechts, bestehender Verträge und Abkommen!

Darüber sind wir uns einig! Aber auch viele Leute, die aus Russland stammen, sind verstört. Ihre Gemeinschaft ist gespalten (FAZ). Viele verurteilen den Angriff genauso wie wir. Viele erheben auch ihre Stimme. Viele sagen nichts mehr. Manche glauben der Propaganda in Russland, viele zweifeln, aber haben Familienangehörige und Freunde in Russland, die sie nicht in Gefahr bringen wollen.

Es gibt aber auch in Russland mutige Leute, die auf die Straße gehen und verzweifelt protestieren. Sie nehmen in Kauf, verprügelt und verhaftet zu werden. Demonstrationen sind verboten und mit schweren Strafen belegt, die Leute gehen trotzdem auf die Straße (Spiegel). Inzwischen sind Tausende verhaftet worden. Man kann ihren Mut nur bewundern! Eine freie Presse gibt es nicht mehr, die Leute informieren sich über die staatlich gelenkte Propaganda. Die Wörter „Krieg“ oder „Invasion“ sind verboten. Aber nicht alle sind so mutig, sie haben Angst vor Verhaftungen und Repressionen, manche wollen dann auch die Wahrheit nicht sehen und glauben lieber der Propaganda.

Die meisten unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Russland haben Wurzeln und Bindungen nach Russland. Wir hoffen, dass sie diese nutzen, um ihre Leute dort aufzuklären. Haben wir, hier auf unseren sicheren Sofas im Westen, das Recht, sie dazu zu drängen? Ihr Risiko ist ja größer als unseres. Um ihre Stimme zu erheben, brauchen sie mehr Mut als wir, also Leute, die keine Bindungen zu Russland haben und die immer hier gelebt haben. Vielleicht planen unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen, in ein paar Jahren zurückzukehren. Vielleicht fürchten sie, andere Leute in Gefahr zu bringen.

Aber uns sind die demokratischen Werte, der Frieden in Europa und die Solidarität mit der Ukraine wichtig. Liebe Russen, wirkt auf Eure Leute ein, informiert Euch selbst und sie! Helft mit, dass sich die Wahrheit verbreitet und die Lügen nicht die Oberhand gewinnen.

Wir in Deutschland haben hoffentlich aus der Geschichte gelernt. Jeder von uns kennt Geschichten aus der Familie: vom Wegsehen, von Mitläufern, von Mut und Feigheit, von schlechtem Gewissen, von Verzweiflung und Verdrängung, von Propaganda und Zweifeln. Sind wir uns nicht einig, so etwas nie wieder erleben zu wollen? Sind wir nicht dankbar, dass wir nun in Freiheit und Demokratie leben?

Liebe Leute, wenn Ihr Russen kennt, redet mit Ihnen und ermutigt sie, auch mutig zu werden! Helft mit, der Wahrheit zum Sieg zu helfen! Der Aggressor ist Putin, nicht alle Russen. Wir aus Offenbach müssen uns verbünden und zusammenhalten.

Schauen diese beiden Generäle nicht verängstigt? (Bild: ZDF-Mediathek)

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